Die meisten Schüler, die bei Dieter Krieg an der Kunstakademie studiert haben, sind Professoren geworden. Axel Brandt ist es nicht. Vielleicht hat er sich zu sehr um seine Familie gekümmert. Wie auch immer, die Ausstellung bei Peter Tedden beweist seine Qualitäten. Dabei nimmt er es mit den Großen wie Konrad Klapheck auf. Seine Serie der Schreibmaschinen steht ebenbürtig neben dessen Motiven. Nur sind sie weniger akkurat als windschief. Die Tasten sind abgewetzt, so dass manche Buchstaben fehlen. Die Farbbänder des alten Modells haben sich verheddert. Und auf das weiße Papier schlichen sich lauter Fehler ein. Selbst aus dem handschriftlichen „Künstler“ ist ein „Künsler“ geworden. Brandts Bilder sind eben keine Abbilder, sondern malerische Inszenierungen voller Ironie.
Der Künstler liebt Dinge, die auch die Deutschen lieben. Das sind derzeit Plastiktüten, die von den einen als größtes Umweltproblem, von den anderen als Kult-Objekt angesehen werden, das vom Verschwinden bedroht ist. Für Brandt sind sie kein Markenzeichen, denn das hat vor ihm schon Günter Frühtrunk für Aldi Nord abgeliefert. Für ihn sind es Transportmittel, die die Hände des Trägers zu dicken, verkrampften Fäusten werden lassen, weil die armen Schlucker kein Auto haben, um das schwere Gut abzuschleppen.
Wie genial dieser Axel Brandt ist, beweist der Oberbürgermeister von Ulm. Der heißt Ivo Gönner. Gönner wie Brandt stammen aus Ulm. Und der dortige OB ließ sich sein Porträt von dem Wahldüsseldorfer malen. Den Düsseldorfern beweist Brandt sein Können, indem er auf eine Absinthflasche das Konterfei des Künstlerkollegen Vincent van Gogh gemalt hat. Es ist perfekt und leicht ironisch, wie alles von ihm.
Helga Meister Westdeutsche Zeitung 16.4.2019